Baubegleitung

Frühe Streitschlichtung

Erfahrungsgemäß gibt es kaum ein größeres Projekt, das ganz nach Plan verläuft. Es treten Konflikte unter den Beteiligten auf, die einen technischen und / oder rechtlichen Hintergrund haben. Eskalieren diese Konflikte zu Rechtsstreitigkeiten, sind diese oft sehr komplex. So sind die Projektbeteiligten (z. B. Bauherren, Planer, Projektsteuerer, Bauausführende, Bauüberwacher, etc.) über mehrere getrennte Verträge in die Abarbeitung eines Projektes eingebunden. An großen Projekten wirken in der Regel diverse Unternehmen bzw. diverse Abteilungen von Konzern-Unternehmen am Gelingen eines Projektes mit. Konflikte in einem Leistungsbereich greifen leicht in einer Kaskade auf andere Leistungen über.

Dabei widerstreitende Partei-Interessen oder auch festgefahrene Entscheidungsprozesse können die Qualität, die Fertigstellung, und damit vor allem die Kosten eines Projektes nachhaltig beeinflussen. Dabei verzögert ein Streit projektfördernde Korrekturen oft solange, dass für das Projekt und die Beteiligten nachteilige Maßnahmen ergriffen werden müssen oder das Projekt nicht zum Termin fertig gestellt werden kann. Nicht selten werden Streitfälle vor Gericht in langwierigen Verfahren mit umfangreicher Beweisaufnahme durch Sachverständige ausgetragen. Das laufende Projekt leidet darunter, weil jeder Beteiligte seine Rechte wahren will. Oft haben die Parteien im Anschluss ein Problem, sich wieder zu begegnen.

Im Rückblick zeigt sich leicht, dass Projekt- und Rechtsverfolgungskosten gespart worden wären, wenn jeder Streitpunkt frühestmöglich kooperativ angegangen worden wäre. Das ist für die unmittelbar Projektverantwortlichen auch aufgrund der Projektkomplexität und des vertragsrechtlichen Gefüges schwer allein und ohne Hilfe zu bewerkstelligen.

Es gibt vielfältige Möglichkeiten komplexe Projekte auch bei Unstimmigkeiten positiv zu beeinflussen. Eine ist die konsequent frühe Beilegung von Konflikten durch das Hinzuziehen einer Baubegleitung (Dispute Board), welche das Vorhaben im wahren Wortsinn ständig begleitet, über den Projektstand mittels Protokollen und durch regelmäßige Besprechungen informiert ist und in jedem Einzelfall auf eine möglichst frühe Konfliktlösung auf niedriger Eskalationsstufe hinarbeitet. Ob dies mittels Streitschlichtungsmethoden, z. B. Mediation oder unverbindlichen Vorschlägen erfolgt, bei denen die Baubegleiter nicht entscheiden, sondern die Konfliktparteien selbst stets das letzte Wort haben, oder durch vorläufig verbindliche Entscheidungen, liegt völlig in der Hand der Parteien. Jedenfalls wird so den beteiligten Parteien frühzeitig eine Plattform geboten, ohne die Hemmschwelle einer Klagerhebung oder anderer besonderer Formerfordernisse Konflikte beizulegen oder so abzuschließen, dass das Projekt nicht notleidend wird.

Die genannten Methoden sind natürlich auch geeignet, in einzelnen Konfliktfällen ohne ständige Projektbegleitung eine Einigung zu unterstützen; jedoch um den Preis einer höheren Hemmschwelle bei der Anrufung der neutralen Dritten und einer größeren Einarbeitungszeit für sie.

Sehr oft sind in den Konflikten nicht nur fachliche sondern auch vertragliche Fragen strittig. Hinzu kommen die unterschiedlich handelnden beteiligten Personen mit zum Teil völlig unterschiedlichen Sichten auf den jeweiligen Konflikt. Dieser Vielschichtigkeit kann zum Beispiel durch eine Co-Mediation Rechnung getragen werden, in der ein Rechtsanwalt (RA Erik Schäfer, Düsseldorf) und ein Ingenieur (Dipl.-Ing. Holger Kummer) gemeinsam als Mediatoren tätig werden, so dass unterschiedliche Aspekte bereits durch den unterschiedlichem Erfahrungshintergrund beider Personen besser begleitet werden können.